Kai Fucker kann viel über Handball erzählen – zumindest theoretisch. „Im Schulunterricht habe ich Handball gespielt, ansonsten waren mein Bruder und ich in der Leichtathletik zuhause“, sagt der erste Vorsitzende des TV Gunzenhausen heute. Warum er trotzdem der geeignete Gesprächspartner ist, um die Serie über das 75-jährige Jubiläum der Handball-Abteilung des TV 1860 Gunzenhausen zu eröffnen, liegt auch an den familiären Umständen. Neben Großvater Hans Fucker, der zweimal Vorsitzender des TV Gunzenhausen war (1934 bis 1949 und 1950 bis 1952), war und ist auch die restliche Familie Fucker immer im TV eingebunden. Speziell im Handball. 

So zählte Kai Fuckers Vater Heinz 1946 zu den Gründungsmitgliedern der Gunzenhäuser Handballer, die ja übrigens zu diesem Zeitpunkt noch dem FC 1910 Gunzenhausen angehörig waren und sich „erst“ 1950 dem TV 1860 anschlossen. Heinz Fucker steht krankheitsbedingt leider nicht mehr als Ansprechpartner zur Verfügung, sein Sohn Kai kann sich aber noch an die „berühmten“ Geschichten aus früheren Tagen erinnern. „Wobei mein Vater früher komischerweise fast nur vom Feldhandball erzählt hat, auch viele Bilder aus dieser Zeit sind wohl beim Feldhandball entstanden. Ich vermute, dass es damals in Gunzenhausen noch nicht so viele Hallen gab, in denen man Handball spielen konnte oder überhaupt Sport treiben konnte.“ 

Am stärksten haben sich bei Kai Fucker die Geschichten über den Handball nach dem Krieg eingeprägt, davon sprach Vater Heinz am häufigsten. „Die TV-Handballer wurden damals auf viele Freundschafts- und Einladungsturniere ins Ausland eingeladen, zum Beispiel nach Schweden oder ins ehemalige Jugoslawien. Das waren natürlich für die jungen Männer nach dem Krieg damals Highlights“, sagt Kai Fucker, der auch schmunzeln muss, wenn er daran denkt, wie sein Vater und dessen Mannschaftskameraden in den späten 1940er beziehungswiese frühen 1950er Jahren unterwegs waren. Im Vergleich zu heute natürlich. 

„Das müssen ganz abenteuerliche Reisen gewesen sein, alles mit der Bahn und immer das Zelt dabei. Aber so sind natürlich auch Freundschaften entstanden, die bis ins hohe Alter gehalten haben, davon hat mein Vater oft erzählt“, sagt Kai Fucker, der in solchen Begebenheiten auch einen Grundstein für die familiäre Entwicklung sieht, den die Gunzenhäuser Handballer in den weiteren Jahren genommen haben. „Die Handball-Abteilung ist die größte und auch die aktivste im TV“, sagt der erste Vereinsvorsitzende, dem eben jene Verbundenheit gefällt: „Wenn ich bei Stammtischen von Ehemaligen dabei bin, bin ich immer wieder erstaunt, was man da alles für Gesichter sieht.“ 

Kai Fucker lebt aber in Sachen Handball freilich nicht in der Vergangenheit, neben seiner Tätigkeit als Vorsitzender ist seine Tochter Mona der Hauptgrund dafür, warum er auch mal als Teil des Kampfgerichts bei Heimspielen neben dem Spielfeld Platz nimmt – während sich Ehefrau Barbara übrigens um den Kaffee- und Kuchenverkauf kümmert. Die gerade 18 Jahre alt gewordene Mona Fucker gehört wie beispielsweise Dorothea Kött oder Henriette Rieger zu jenem Jahrgang, der, beinahe durchgehend angeleitet von Sonja Heinrich, von Kindesbeinen an zu den Hoffnungsträgern im weiblichen TV-Nachwuchs zählte. Inzwischen sind Mona Fucker und Co. bei den Frauen angekommen. „Über die Schule und Freundinnen ist Mona als Kind zum Handball gekommen. Und teilweise sind die Mitspielerinnen von heute noch die gleichen wie damals, das ist auch der Freundeskreis geworden. Für Mona war und ist der Handball so gesehen schon prägend“, sagt Kai Fucker. Ähnlich, wie er es bereits für seinen Vater Heinz war. 

 

Teil 1 von 9

MATHIAS HOCHREUTHER