GUNZENHAUSEN – Die Handball-Abteilung des TV 1860 Gunzenhausen pflegt seit nunmehr fast 40 Jahren eine schöne Tradition: den Ehemaligen-Treff. Laut der vereinseigenen Chronik, die zum 50-jährigen Jubiläum der Handball-Abteilung im Jahr 1996 erschienen ist, wurde dieser im Jahr 1983 durch Werner Rösch, Erwin Steinbauer und Hans Messerer erstmals initiiert. Kürzlich trafen sich einige „Ehemalige“ auf Initiative von Holger Wittmann und Stefan Rösch wieder einmal: Konkret, um über unsere Serie zu „75 Jahren Handball beim TV Gunzenhausen“ zu plaudern. 

Das Gespräch drehte sich hauptsächlich um die Männermannschaften in den 1970er Jahren. „Von alten Haudegen und anderen Zeiten – mit kernigen und charakterstarken Typen waren die Siebziger prägend für die Folgegenerationen, die heute noch die Sparte mitführen und organisieren“, unter diesem Motto stand der Abend im Ponyhof. Freilich schweifte das Gespräch auch einmal ab, die 60er Jahre sollten nicht unerwähnt bleiben. 

Zu erzählen hatten Günther Franz, Franz Mrasek, Hans Jung, Erwin Steinbauer und Andreas Achinger einiges. Und immer wieder stellten „die alten Haudegen“ sowie die interessieren Zuhörer Klaus Ballenberger, Stefan Rösch und Holger Wittmann fest, dass manche Geschichte entweder in Vergessenheit geraten ist – oder man sie schlichtweg noch gar nicht kannte. Und manches wiederholte sich im Lauf der Jahre auch unfreiwillig. 

Die Männermannschaften aus dieser Zeit spielten in der damaligen Kreisliga A, der Aufstieg auf Bezirksebene war immer ein Thema. „Aber wir wurden immer benachteiligt“, erinnerte sich die Runde im Brustton der Überzeugung, „weil wir in Gunzenhausen ja nur Provinz waren.“ Aus Nürnberg hätten sie sich Kommentare wie „wir fahren lieber mit der Strassaboo als zu den Bauern aufs Land“ anhören müssen. Also mussten die benachteiligten „Bauern“ auf dem Land bleiben, was auch mitunter mit Schwierigkeiten verbunden war. In der Jugend sei man mit dem Fahrrad zu Spielen nach Bad Windsheim oder Weißenburg gefahren – da wurde es dann schon mal knapp mit dem pünktlichen Anpfiff, wenn die Kette gerissen war. 

Auch an die Trainer dieser Ära erinnerte sich die Runde. Der große Ansbacher Erwin Porzner durfte da nicht fehlen, die speziellen „Fitnessübungen“ des Trainers Edwin Dofzek („Bahndamm rauf und runter“) waren ein Thema, der anwesende Franz Mrasek konnte über seine Tätigkeit selbst berichten, die langjährigen Trainer und Übungsleiter Anita Hartmann und Hans Paul Breitenfeld waren ebenfalls Gesprächsgegenstand. 

Und natürlich auch die Fahrten zu gemeinsamen Turnieren der Männer- und Frauenmannschaften. Ganz schön rumgekommen sind die Gunzenhäuser Handballer in diesen Zeiten, es ging an den Schliersee, nach Bamberg, Roßtal, Waldkraiburg, Trostberg, Deggendorf, Burghausen, Eichstätt, Mainzlar, nach Mainz-Laubenheim (mit Weinfest) oder München (mit Isar-Floßfahrt). Der Tenor: „Hauptsache es war eine Wirtschaft mit Metzgerei dabei!“ Und manchmal wurde es mit den Gunzenhäusern für die gastgebenden Wirtsleute auch stressig: „Einmal war ein Telefon am Tisch – wir haben laufend bestellt, so etwas gab es bei uns nicht“. Doch nicht nur sportliche Ausflüge waren prägend für diese Generation von Handballern, wichtig waren gesellschaftliche Unternehmungen, oft mit der ganzen Familie. Wodurch auch Beziehungen unter den Familien entstanden sind, die bis heute gepflegt werden. 

In heimischen Gefilden traf man sich in der jeweiligen Vereinsgaststätte. „Zunächst beim Kibitz, dann beim Gempel, dann beim Fischer“, wusste die Runde zu berichten. Ab den frühen 70ern stand das eigene TV-Heim bei der „Messerers Hilde“ für die Treffen parat, da habe es nach dem Training für die Mannschaft drei Maß Bier gegeben. Dann mussten auch immer die zufällig kurz vorher gebrochenen und nicht mehr verkäuflichen Trockenbrezen gleich mit verdrückt werden. Ein Problem gab es da aber auch: „Im Sommer sind wir immer wieder mal nachts über den Zaun ins Freibad, der Wirt hat dann seine Dobermänner losgeschickt.“ 

Auch die Spielersitzungen nach dem Training inklusive dem ein oder anderen gemeinsamen Bier und Kartelrunde (Schafkopf, Sechsundsechzig oder „an Dreeg“) waren noch ziemlich präsent – allerdings auch „der anschließende Ärger zuhause, wenn es mal wieder spät geworden ist…“ 

Beim jüngsten Ehemaligen-Treff soll es wieder etwas später geworden sein, aber das wiederum ist ein anderes Kapitel. „Es war ein sehr schöner Abend mit allerlei Anekdoten“, sagte Holger Wittmann abschließend. 

MATHIAS HOCHREUTHER 

 

Foto „Teil 4, 70er-Treffen“: privat Holger Wittmann 

Gruppenbild des Abends im Ponyhof, von links: Günther Franz, Franz Mrasek, Klaus Ballenberger, Hans Jung, Stefan Rösch, Erwin Steinbauer, Andreas Achinger und Holger Wittmann. 

Foto „Teil 4, 1975 TVG Männer“: Archiv Stefan Rösch