GUNZENHAUSEN – Der größte Erfolg der Gunzenhäuser Handballer liegt nun etwas mehr als 20 Jahre zurück: Im Jahr 2000 feierten die TV-Männer den Aufstieg in die Landesliga. Der Erfolg einer Gruppe von Handballern, die bereits in der Jugend beim TV und teilweise zunächst auch bei anderen Vereinen höherklassig gespielt hatte. Und die im Laufe der 1990er Jahre in Gunzenhausen wieder zu einem verschworenen Haufen zusammenfand. 

Es waren zunächst die Handballer der Jahrgänge 1968 bis 1972, die im Laufe ihrer aktiven Karriere den sportlichen Erfolg nach Gunzenhausen brachten. Weitere sollten später freilich folgen. In der A-Jugend hoben sie den TV 1860 Gunzenhausen als Bayernligist auf die Karte des Freistaats. Mit Unterstützung einiger dieser A-Jugendlichen gelang der Männermannschaft von Trainer Hans Jung 1988 der Aufstieg in die Bezirksliga. Unter Trainer Günter Häring hielten sich die TV-Handballer dort bis 1992, dann entschied die um sechs Treffer schlechtere Tordifferenz den Abstiegskampf zugunsten des damaligen TSV Schwabach. 

Parallel dazu wurde aber die A-Jugend ungeschlagener mittelfränkischen Meister und nach fünf Jahren Abstinenz spielte damit wieder eine TV-Jugend in der Bayernliga. Und in der Folge formierte sich die Männermannschaft neu, einige Ex-Bayernliga-Jugendspieler kehrten von ihren Ausflügen zu höherklassigen Vereinen zurück in die sportliche Heimat. Erfahrungen sammelten sie bis hinauf zur damals drittklassigen Regionalliga; beispielsweise beim TSV 46 Nürnberg, TSV Schwabach oder TSV Ansbach. Und die, die dem TVG ununterbrochen die Treue gehalten hatten, die hatten das Potenzial für höhere Spielklassen. 

„Erstmals haben quasi generationenübergreifend die besten aktiven Gunzenhäuser Handballer in einer Mannschaft gespielt. Wir waren also auf allen Positionen gleichmäßig und hochklassig besetzt“, sagt Alexander Franz, der zusammen mit Bernd Rösch zwischenzeitlich die Position des Spielertrainers bekleidete. Wobei Franz da keinen Wert drauf legt, alle hätten Verantwortung übernommen. Und die sportliche Qualität war auch nur der eine Aspekt. 

„Die Grundlage unseres Erfolgs war der enorme Zusammenhalt“, betont Alexander Franz. Was sich viele Jahre später auch dadurch zeigen sollte, dass einige Spieler nach ihrer Zeit auf dem Parkett diese Verantwortung nicht einfach abgegeben hätten. Als Trainer, Funktionäre oder zuverlässige und treue Seelen hielten sie der Handballabteilung über die Jahre die Treue. 

Wie schon ihre Vorgänger, ob Männer oder Frauen, bildete die Männermannschaft der 1990er Jahre auch außerhalb der zu dieser Zeit meist brechend vollen Halle eine Gemeinschaft. Holger Wittmann erinnert sich an geschlossene und zünftige Auftritte beim Gunzenhäuser Bürgerfest, beim Faschingsturnier – in dieser Zeit hat übrigens das mittlerweile in Handballerkreisen legendäre Männerballett seinen Ursprung – oder gemeinsame Ausflüge in der Region oder ins Ausland. Herausragend: Zum 50-jährigen Jubiläum der Handballabteilung ging es 1996 in einem Freundschaftsspiel gegen den damaligen Bundesligisten Wallau-Massenheim. „Die Aktivitäten gingen weit über den Handball hinaus und die entstandenen Freundschaften prägen die Sparte bis heute“, bekräftigt Wittmann die Ansicht von Alexander Franz. 

Die Gunzenhäuser Einheit trat schließlich in der Saison 1999/2000 nach der Umstrukturierung des Ligasystems durch den Bayerischen Handball-Verband in der neuen Bezirksoberliga an. Dort reichte es zwar – wie einige Male zuvor auf Kreisebene – „nur“ zur Vizemeisterschaft hinter der Reserve des TSV Ansbach, in der die ehemaligen Regionalliga-Recken (Heinlein, Porzner, Schmidt) ihre Laufbahn ausklingen ließen. Da die Ansbacher aber auf den Aufstieg verzichteten, bestritt der TV Gunzenhausen die Aufstiegsspiele zur Landesliga – und setzte sich gegen den TV Etwashausen knapp durch. 

Vielleicht auch, weil die Unterfranken damals gehörigen Respekt vor dem Gunzenhäuser Kollektiv hatten? Peter Kieslich erinnert sich vor allem an eine Anekdote rund um die Aufstiegsspiele gegen Etwashausen: „Wir hatten die Möglichkeit, unseren Relegationsgegner noch zu beobachten. Was wir ja auch gemacht haben, ausgerüstet mit Videokamera sind wir hingefahren. In der Halle wurde uns dann aber das filmen verboten, so viel Angst hatten die vor uns.“ 

MATHIAS HOCHREUTHER