Im siebten Teil unserer Serie zum 75-jährigen Jubiläum der Handballabteilung des TV Gunzenhausen geht es um die 2000er Jahre – und um Hans-Paul Breitenfeld. Warum in diesem Zeitraum?, mag sich mancher Beobachter des Gunzenhäuser Handballs da spontan denken. War doch „Pauli“ Breitenfeld, wie er zumeist gerufen wurde, über Jahrzehnte hinweg eine der wichtigsten Stützen der gesamten Abteilung. Nun, die traurige Antwort lautet: In diesem Jahrzehnt ist die Ära Breitenfeld im TV 1860 zu Ende gegangen, im Frühjahr 2011 verstarb Hans-Paul Breitenfeld überraschend im Alter von nur 58 Jahren. 

Entsprechend geschockt waren die Handballer wie der gesamte Verein vor etwas mehr als zehn Jahren: „Mit ‚Pauli‘ verliert der Turnverein Gunzenhausen, insbesondere jedoch die Handballabteilung, ein Mitglied mit großem Sportlerherzen“, schrieb der Verein damals und würdigte Breitenfeld als Spieler, Trainer, Schiedsrichter, Helfer an allen Fronten und vor allem für seine Verdienste um den Kinderhandball sowie bei gesellschaftlichen Aktivitäten. Besonders tragisch: wenige Wochen später verstarb seine Frau Brigitte, die sich ebenfalls stark in die Vereinsarbeit mit eingebracht hatte. 

Bei so viel Engagement der Eltern war es eigentlich selbstverständlich, dass auch die drei Kinder Jan, Thomas und Eva-Maria früh mit dem Handballsport in Verbindung kamen. „Wir sind in der Turnhalle aufgewachsen und hatten keine andere Chance“, sagt der heute in der Schweiz lebende Jan Breitenfeld lachend. Und Eva-Maria, die jüngste im Bunde, die ihren Brüdern und ihrem Vater als Kind nacheifern wollte, ergänzt: „Die Wochenenden in der Turnhalle waren großartig, wir hatten unsere Freunde da und konnten herumtoben, während die Mannschaften nebenan gespielt haben. Das Highlight war immer, das Spielfeld in der Halbzeitpause zu stürmen und Siebenmeter zu werfen.“ 

 „Wir konnten uns überall ausprobieren, aber Handball war dann doch die Konstante“, erinnert sich Jan Breitenfeld, dessen Bruder Thomas beim FC auch mal kurzzeitig Fußball gespielt hatte. „Handball war nie ein Muss, ganz im Gegenteil, wir konnten alles ausprobieren. Aber nichts war vergleichbar, bis heute nicht“, sagt Eva-Maria Miller. 

Wahrscheinlich auch, weil es der Vater so vorgelebt hat. Der Handball war in der Familie Breitenfeld ein verbindendes Element, wie es Jan Breitenfeld formuliert. „Als wir Teenager waren, drehte sich am Wochenende fast alles um Handball. Mama und Papa sind mit beiden Autos jeweils mit einem von uns zu einem Spiel gefahren. Und ich kann mich an so manches Frühstück am Wochenende erinnern, an dem wir über Handball gesprochen haben. Das war quasi die Nachbesprechung der Spiele. Und grundsätzlich waren soziale Aspekte wichtiger als sportliche Erfolge. Wir haben viel mit den Handballern unternommen.“ An gemeinsame Ausflüge oder Urlaube mit den Handballern erinnert sich Jan Breitenfeld. Und an die Mama, die bei Heimspieltagen oder Turnieren oft gebacken (Jan Breitenfeld: „Speziell die Kartoffellebkuchen zur Weihnachtszeit vermisse ich heute noch“) und für gemeinsame Grillabende am TV-Platz ihr selbstgemachtes Zaziki beigesteuert habe. 

Hans-Paul Breitenfeld, der als Fan auch mal emotional und lautstark sein konnte, hat jeden Dienstag und Donnerstag am Nachmittag die Halle aufgesperrt und dann bis in den Abend hinein mehrere Jugendmannschaften trainiert, wie sich Jan Breitenfeld erinnert: „Er hatte generell Spaß daran, Kindern die Freude an der Bewegung und speziell das Interesse für den Handball zu vermitteln. Als ich älter war, habe ich mithelfen dürfen und ihm beim Training unterstützt oder ausgeholfen, wenn es zu viele Kinder waren.“ 

Selbst war „Pauli“ Breitenfeld auch nach seiner aktiven Handballerzeit sportlich aktiv, fuhr zur Arbeit ins Finanzamt mit dem Rad, wenn es das Wetter zugelassen hat. Zudem hatte er seine „Alte-Herren-Sportgruppe“, die sich Samstagvormittag am TV-Gelände traf; teilweise zusammen mit seiner Frau Brigitte war er auch in anderen Sportgruppen des TV aktiv.  

Der TV 1860 Gunzenhausen und vor allem die Handballabteilung blicken auf Hans-Paul Breitenfeld wegen seines vielfältigen Engagements über Jahrzehnte gerne als ein „Herzstück“ des Vereins zurück. Seinen Kindern Jan, Thomas und Eva-Maria haben er und seine Frau Brigitte aber noch mehr gegeben: „Zu viel um es hier zu beschreiben. Einfach alles was man sich von Eltern wünschen kann.“ 

MATHIAS HOCHREUTHER 

 

Fotos: privat/Archiv Familie Breitenfeld