Im letzten Teil der Serie blicken wir auf die Gegenwart – und fragen, wie sich die TV-Handballer die nächsten Jahre vorstellen.  

Tolle Erfolge, vergnügliche Anekdoten, große Persönlichkeiten – all das hat die vergangenen 75 Jahre im Gunzenhäuser Handball geprägt. Diese Serie hat versucht, einen kleinen Ausschnitt davon in Erinnerung zu rufen. Doch vielleicht war der Blick in die Vergangenheit für Freunde, Fans und Aktive des TV auch ein wenig wehmütig, weil die Gegenwart im Vergleich doch etwas trist daherkommt. Was natürlich nicht an den Handballern selbst liegt, sondern vielmehr an der Tatsache, dass ein gerade einmal 0,0001 Millimeter großes Virus die Welt seit gut zwei Jahren grundlegend verändert hat.  

Beim TV haben sie auch diese Phase bisher ganz gut bewältigt, findet Abteilungsleiter Patrick Beck. Aber: „Der Kern des Vereinslebens ist das soziale Miteinander. Und das hat durch die Pandemie natürlich gelitten.“ Einige Mitglieder haben sie verloren, sagt Beck, vor allem im Nachwuchsbereich. „Gerade da ist das Training eben das A und O. Das konnten wir lange nicht anbieten, dann orientieren sich die Kinder um und gehen zum Beispiel zum Fußball.“ Ein Trend, dem die Verantwortlichen in Zukunft durch noch konsequentere Jugendarbeit begegnen werden.  

„Wir wollen da nachhaltig arbeiten und den Nachwuchs intensiv fördern. Wir brauchen viele Jugendliche, weil ja auch längst nicht alle den Sprung in den Erwachsenenbereich machen“, sagt der 31-Jährige, der seit vergangenem Sommer an der Spitze der TV-Handballer steht. Sein Vorgänger Alexander Franz hatte sich aus privaten Gründen zurückgezogen.  

Einen Rückzug hat auch die erste Herrenmannschaft des TV hinter sich. Wegen einer pandemiebedingt dünnen Personaldecke tritt sie in der laufenden Saison nicht mehr in der Bezirksoberliga, sondern nur noch in der Bezirksliga an. Für die Jugend kann das auch eine Chance sein, meint Markus Rudolph, Becks Stellvertreter an der Abteilungsspitze: „Der Sprung in den Männerbereich ist nicht zu unterschätzen, gerade körperlich.“ In der Bezirksliga sei es für die Nachwuchskräfte nun einfacher, regelmäßig Spielpraxis zu sammeln. Gegen Gegner, vor denen man sich nicht verstecken muss. „Wir wollen, dass sie Freude am Spiel haben. Und wenn du in der Bezirksoberliga mit 15 Toren Unterschied verlierst, dann ist das gerade als Jugendlicher auch nicht schön“, sagt Rudolph.  

Obwohl Beck einräumt, dass es „natürlich auch schmerzt“, sich aus der Bezirksoberliga zurückzuziehen. „Am Ende war die Entscheidung aber notwendig und richtig. Ein Wiederaufstieg ist ja nicht ausgeschlossen“, findet er. Mittelfristig soll der Platz des TV wieder in der höchsten Spielklasse des Bezirks sein. Das gilt auch für die Damen, die aktuell ebenfalls in der Bezirksliga antreten. Zuvor wollen sie die Abteilung aber erst einmal wieder aus dem Dämmerschlaf holen, den die Pandemie verursacht hat. Ein wichtiger Baustein auf diesem Weg soll der Stand auf dem Gunzenhäuser Bürgerfest Anfang Juli sein. „Dieses Jahr haben wir mehr Fläche, die wollen wir nutzen, zum Beispiel, um alte Vereinshefte, Bilder und Videos zu zeigen“, erklärt Rudolph.  

Der 41-Jährige kann sich auch vorstellen, Aktionen wiederzubeleben, die es auf dem Bürgerfest in früheren Jahrzehnten gegeben hat. „Wir hatten in meiner Jugend mal ein Schubkarrenrennen“, erinnert er sich. Vielleicht wird es in diesem Jahr eine Neuauflage erleben. Ziemlich sicher gilt das für das traditionelle Grillfest für alle jene Helfer, die den Handballstand auf dem Bürgerfest planen und betreiben. „Solche Veranstaltungen werden auch in Zukunft wichtig bleiben, um die Verbindung zwischen Mitgliedern und Verein zu stärken“, sagt Patrick Beck. „Wir sind auf ehrenamtliches Engagement angewiesen. Wir brauchen Betreuer, Schiedsrichter, Trainer. Es ist nicht mehr so leicht, dafür Leute zu gewinnen.“ Die meisten Teams des TV haben inzwischen zwei Trainer, einen „Chefcoach“ und einen Co-Trainer. Das reduziert die Arbeitsbelastung.  

Beim TV hoffen sie, dass die Zuschauer auch nach dem Abebben der Pandemie wieder den Weg zurückfinden. Damit das gelingt, seien alle gefragt, meint Rudolph. „Da muss jeder sein kleines Netzwerk aktivieren und die Leute, die früher da waren, zurückholen. Sobald man wieder mal in der Halle war, weiß man auch, was man vermisst hat“, hofft er. Die treuen Zuschauer haben den Handballstandort Gunzenhausen schon immer zu etwas Besonderem gemacht. Und die Teams haben ihre Fans oft genug mit spektakulärem Sport belohnt. „Emotionen und Leidenschaft“ will Abteilungsleiter Beck auch in Zukunft bieten. Spätestens zum 80. Geburtstag der Abteilung mit Männern und Frauen in der Bezirksoberliga. „Meine Traumvorstellung wäre außerdem, dass wir bis dahin alle Jugendmannschaften besetzt haben und genug Betreuer zur Verfügung haben“, sagt er. Es hätte sicher niemand etwas dagegen, sollten sich diese Wünsche erfüllen. 

 

DOMINIK MAYER, ALTMÜHL-BOTE